- Rede zum Haushalt 2020
- Redemanuskript zum Haushaltsentwurf 2020
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- Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, sehr geehrte Damen und Herren, Eschborn leidet nicht unter zu wenig Ankündigungen, Plänen und Untersuchungen, sondern einfach darunter, dass diesen keine Umsetzung folgt. Mir und meiner Fraktion geht es, wie auch dem Großteil der Menschen in unserer Stadt um konkrete Lösungen für offensichtliche Probleme. Das System „Planwirtschaft“ hat sich nicht bewährt. Je größer der Plan, desto mehr sinkt der Umsetzungsdruck. Am Ende hat man dann einen großen Plan und die immer noch gleichen oder sogar größeren Probleme. Es ändert auch nichts, wenn man das Wort „Plan“ durch „Konzept“ ersetzt. Das eklatante Missverhältnis zwischen Plänen und Umsetzung zeigt sich in diesem Haushaltsentwurf und in den Änderungsanträgen. Ich habe einmal nachgezählt. Die Wörter „Planung oder Konzept“ tauchen knapp 100x, „Umsetzung oder Durchführung“ nur 30x auf. Anpacken und Umsetzen sieht anders aus. Verstehen Sie mich bitte richtig, wir brauchen Pläne und Konzepte. Sie sollten jedoch lösungsorientiert sein und damit eine solide Basis für eine Umsetzungsentscheidung liefern. Ein Beispiel für solch einen Plan ist der CDU-Antrag zur Einstellung von Planungskosten für ein temporäres Bürgerbüro in einer Bestandsimmobilie der Stadt Eschborn. Das Problem liegt auf der Hand, in Eschborn gibt es – obwohl schon lange versprochen – kein Bürgerbüro und nun soll geprüft und geplant werden, wo und wie dieses Problem gelöst werden. Ein guter Antrag, den wir auch unterstützen, denn er ist lösungsorientiert und auf ein Bürgerbüro warten die Menschen in Eschborn schon seit Jahren. Solch einen lösungsorientierten Ansatz verfolgen wir auch mit unserem Antrag zur Untersuchung der Hauptstr. zw. Platz "An der Linde" und Steinbacher Straße. Hier möchten wir fachkundig und zielgerichtet untersuchen lassen, welche Möglichkeiten und Effekte dort beispielsweise die Einrichtung einer sog. "Shared-Space-Zone" hätte. Wir wollen die gefährliche Situation, der dort Schulkinder und Menschen, die mit einem Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen unterwegs sind, ausgesetzt sind, nicht länger einfach nur mitanschauen. Erst gestern nutzte auch Stephan Schwammel seine Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz für einen erneuten Appell, hier endlich für eine Verbesserung zu sorgen. Leider wurde dieser Antrag im Haupt- und Finanzausschuss mehrheitlich abgelehnt, doch ebenso beharrlich, wie Stephan Schwammel, dem wir herzlich zu dieser verdienten hohen Auszeichnung der Bundesregierung gratulieren, bringe ich diesen Antrag in der Hoffnung auf Zustimmung auch für Stephan Schwammel hier und heute erneut ein. Anders als die FWE wollen wir hier nicht den zweiten vor dem ersten Schritt machen. Mag ja sein, dass sich am Ende herausstellt, dass eine reine Verkehrsberuhigungsmaßnahme die beste Lösung wäre, doch wollen wir diese Entscheidung nicht von einem „Bauchgefühl“, sondern von einer konkreten Untersuchung abhängig machen. Auch das Ansinnen von SPD und CDU zur Entwicklung eines großflächigen Verkehrskonzepts für ganz Eschborn lehnen wir als überflüssig ab Redemanuskript zum Haushaltsentwurf 2020 Seite: 2 www.grueneeschborn.de Pläne und Konzepte – für alles Mögliche – gibt es in Eschborn genug. Woran es mangelt ist deren Umsetzung. Den vorhandenen Umsetzungsstau zu verlängern und die Verwaltung mit Placebo-Planungen zu beschäftigen lehnen wir ab. Selbst beim Aufstellen längst genehmigter Fahrradständer hapert es. Am Bahnhof Niederhöchstadt weiß man, dass dort wo die Fahrradabstellplätze dringend notwendig wären die Realisierung nur funktioniert, wenn die Bahn mitzieht. Das sind Aufgaben, die konkretes Handeln erfordern. Begehungen, Absichtserklärungen, Ideen und wolkige Pläne gab es auch an dieser Stelle schon genug. Mit der von uns beantragten Untersuchung des Abschnitts auf der Hauptstraße lässt sich aus den gewonnen Verkehrsdaten dann auch ohne externe Hilfe ablesen und ausrechnen, welche Wege dieser Verkehr nimmt. Auch die anderen Verkehrsdaten liegen größtenteils bereits vor, nur sind die Zahlen inzwischen überall etwas höher als zum Zeitpunkt der Datenerhebung. Gerade im letzten Jahr ist zum wiederholten Mal die Machbarkeit von drei Kreiseln in Niederhöchstadt – Taunusstraße / Hessenallee, Hessenallee / Hauptstraße und Hauptstraße / Steinbacher Straße untersucht worden. Ergebnis: Die Kreisel sind machbar, ihr Effekt ist fraglich. Den Bürgerinnen und Bürgern bringen überflüssige Untersuchungen gar nichts. Es ärgert uns, dass man den Arbeitskreis Inklusion arbeiten lässt, Bürgerversammlungen durchführt, mit Seniorinnen und Senioren spricht und die Ergebnisse dieser Arbeit nur homöopathischen Dosen umsetzt. Das betrifft den Eschenplatz, die Hauptstraße in Niederhöchstadt und die Bahnhöfe. Zu diesen haben wir zwei Anträge eingebracht: Wer sich schon einmal die Toilettenanlagen an den Bahnhöfen in Eschborn und Niederhöchstadt gesehen hat, schüttelt sich. Wir haben nun ihre Sanierung beantragt, denn die Gebäude gehören der Stadt Eschborn und nicht der Bahn. Dieser Antrag fand, vielleicht auch dank des Hinweises auf die Jubiläumsfeier im nächsten Jahr, dankenswerter Weise eine breite Zustimmung. Abgelehnt wurde unser Antrag, auf Verlegung der Bushaltestellen am Eschborner Bahnhof. Diese Maßnahme wäre einfach umzusetzen, würde den Verkehrsfluss auf der Straße verbessern, die Sicherheit von Grundschulkindern auf ihrem Schulweg erhöhen und auch den ein- und aussteigenden Buspassagieren mehr Sicherheit bieten. Es wäre doch ein Schildbürgerstreich und rausgeschmissenes Geld, wenn jetzt die beiden jetzigen Bushaltestellen barrierefrei ausgebaut würden um diese dann bei einer Bahnhofsumgestaltung gleich wieder abzureißen. Warum also nicht gleich dort bauen, wo die Haltestellen nach der vorliegenden Planung künftig liegen sollen? Damit könnten Sie auch dem neuen Bürgermeister den Start erleichtern, denn Bahnhöfe sollten ja Chefsache werden. Einfach nur Klohäuschen zu renovieren wäre zu wenig. In der Hoffnung auf eine andere Entscheidung als im HFA, bringen wir unseren Antrag zur Verlegung der Bushaltestellen am Eschborner Bahnhof hiermit erneut ein. Zuerst aus der Zeitung und dann in einer eiligst nachgeschobenen Vorlage des Bürgermeisters haben wir von einem Vertrag, bzw. einer Vereinbarung zwischen der Deutschen Bahn, dem RMV und der Stadt Eschborn erfahren. Zu lesen ist dort, wer welche Kostenanteile trägt. Das ist doch nicht die Frage, die die Bürger interessiert! Die wirklich Redemanuskript zum Haushaltsentwurf 2020 Seite: 3 www.grueneeschborn.de interessante Information für die Bürgerinnen und Bürger fehlt. Die Antwort auf die Frage: Wann geht es konkret los und wann kann man mit der Fertigstellung rechnen? Mit den Bahnhöfen oder eher mit den P+R-Plätzen an den Bahnhöfen beschäftigt sich auch die FWE. Sie will untersuchen lassen, ob und wo an den drei Eschborner Bahnhöfen zusätzliche P+R-Parkplätze entstehen können. Auf den ersten Blick eigentlich kein schlechter Antrag, doch der für dieses Ansinnen interessanteste Bahnhof ist Eschborn Süd. Auch, weil dieser Bahnhof die Frankfurter Tarifzone markiert. Für Pendler nach Frankfurt macht es viel Sinn, ab Eschborn Süd die S-Bahn zu nehmen und wenig, ab Eschborn Mitte oder Niederhöchstadt zu fahren. Dummerweise haben wir dort für zusätzliche P+R-Plätze aus verschiedenen Gründen keinen Platz. Seit nun drei Jahren stellen wir den ganz konkreten Antrag, die Stadt Eschborn möge mit dem RMV verhandeln, dass die Frankfurter Tarifzone auf alle drei Eschborner Bahnhöfe ausgedehnt wird. Dies würde die Attraktivität des ÖPNV steigern und diejenigen begünstigen, die von Angeboten wie dem Senioren-, Schüler-, Semester-, Landes- oder Jobticket ausgeschlossen sind. Ein Beitrag zum Klimaschutz und zur Entspannung der Verkehrssituation in Eschborn wäre es obendrein. Der RMV hat ein breit gefächertes Tarifangebot und schließt mit Firmen und Organisationen zu sehr günstigen Konditionen Sondervereinbarungen, warum nicht auch ein Eschbornticket? Im September gingen weltweit Millionen Menschen für eine bessere Klimapolitik auf die Straße. Morgen soll es eine Neuauflage geben. Unseren Antrag zur Aufnahme von Verhandlungen mit dem RMV mit dem Ziel, die Frankfurter Tarifzone auf die drei Bahnhöfe in Eschborn auszudehnen, sehen wir auch als Beitrag zum Klimaschutz. Aus diesem Grund und in der Hoffnung auf Zustimmung, bringen wir den Antrag hier und heute erneut ein. An einigen der vorliegenden Anträge sehen wir auch, dass die Themen Ökologie und Klimaschutz inzwischen auch in anderen Fraktionen angekommen sind. Die Begriffe „Grün“ und „Klima“ in die Überschrift eines Antrags zu setzen und damit die Entwicklung eines neuen Konzepts zu begründen, reicht jedoch nicht. Wir haben ein Klimaschutzkonzept, in dem sowohl kurzfristige, wie auch mittel- und langfristige Maßnahmen stehen, doch was ist denn davon umgesetzt? Leider nicht viel. Pläne, aus denen sich keine konkreten Maßnahmen ableiten verschieben das notwendige Handeln auf den Sankt-Nimmerleinstag. Auch Überschriften helfen da wenig. Einen Beitrag zum Klimaschutz leistet auch, wer zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs ist. Nicht nur Autofahrer, auch Radfahrer und Fußgänger brauchen gute und sichere Wege. Deutlich zu eng und unsicher ist der Fuß-/Radweg auf der Brücke an der Sossenheimer Str. / L3005. Mit unserem Antrag konzentrieren wir uns hier auf das realistisch Machbare und konnten von der Notwendigkeit der Maßnahme alle Fraktionen überzeugen. Glauben Sie mir, die Menschen in unserer Stadt sind es leid, wenn die Verantwortlichen immer nur tolle Pläne aufstellen und Versprechungen machen, auf die dann keine Taten folgen. Das gilt auch für das drängende Thema „Bezahlbarer Wohnraum“. Den Antrag der SPD, hier für konkrete und z.T. sogar bereits beschlossene Grundstücks- Redemanuskript zum Haushaltsentwurf 2020 Seite: 4 www.grueneeschborn.de und Immobilienkäufe 20 Mio. EUR in den Haushalt einzustellen, begrüßen wir ausdrücklich. Allein für die RTW wird die Stadt Eschborn mindestens 10ha an Bau- und Ausgleichsflächen aus den eigenen Grundstücksflächen zur Verfügung stellen müssen und für den bereits beschlossenen Erwerb von Grundstücksflächen in der Schwalbacher Str. / Hauptstr. fehlen die benötigten Mittel derzeit im Haushalt. Der Erwerb von Ausgleichsflächen, von bebaubaren Grundstücken und eventuell von bebauten Grundstücken sehen wir als Einheit und möchten dafür im Haushalt Handlungsspielräume schaffen. In benötigte Flächen zu investieren ist allemal besser als hunderttausende als Strafzinsen zu bezahlen. Die Erstellung eines von der SPD beantragten umfassenden Wohnraumkonzepts lehnen wir ab. Wir kennen die Flächen, in denen in Eschborn Wohnbebauung möglich ist, dafür gibt es schon B-Plan-Verfahen und diese Flächen sind auch im – ebenfalls von der SPD – initiierten Masterplan enthalten. Lassen Sie uns doch erst einmal die vorhandenen Pläne umsetzten, bevor neue Pläne geschmiedet werden. So lange nicht klar ist, ob die Flächen der Heinrich-Graf-Sportanlage künftig z.B. für den innerstädtischen Wohnungsbau genutzt werden sollen, lehnen wir auch den CDU-Antrag auf Einstellung von Planungskosten ab. Erst muss die Richtung klar sein, dann kann die Planung beginnen. Die Einstellung von Planungskosten für den Neubau einer Tennishalle in Niederhöchstadt lehnen wir ebenfalls ab, denn in Niederhöchstadt haben wir auch Bedarf an Schulstandortnahen Betreuungsplätzen, wodurch ein Interessenskonflikt für die begrenzten Flächen besteht. Für die Anschaffung von Smartboards für die Hartmutschule würden wir 20.000 Euro bereitstellen, und diese Position mit einem Sperrvermerk zu versehen. Die Schule soll im AJSS ein schlüssiges didaktisches Konzept vorlegen und die andere Hälfte der gwünschten Gelder über den Digitalpakt beim Kreis beantragen. Eschborn leidet nicht unter zu wenig Ankündigungen, Plänen und Untersuchungen, sondern einfach darunter, dass zu wenig Umsetzung folgt. Eschborn ist eine vom Stau geplagte Stadt. Das trifft sowohl auf die Verkehrssituation, wie auch auf die Umsetzung längst getroffener Beschlüsse zu. Da wurden Verbesserungen in der Fahrrad-Infrastruktur beschlossen, die Ausgestaltung Eschborns sozialer Mitte und mehr bezahlbarer Wohnraum. Die Liste ließe sich beliebig fortführen… Wir freuen uns über den Erfolg, den Adnan Shaikh auch dank unserer Unterstützung bei der diesjährigen Bürgermeisterwahl feiern durfte. Wenn uns auch manches aus seiner Fraktion irritiert, so mindert das unsere Freude über den anstehenden Wechsel an der Rathausspitze nicht. Wir haben ihn unterstützt, standen im Wahlkampf an seiner Seite und haben gemeinsam die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler in Eschborn davon überzeugt, ihm für den versprochenen Neustart seine Stimme zu geben. Dieser versprochene „Neustart“ muss jetzt auch geliefert werden, denn leere Versprechungen gab es schon genug. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Es gilt das gesprochene Wort)
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